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Bauern warnen vor Rückfall in Steinzeit des Ackerbaus

Landwirte und Vertreter der Agrarindustrie befürchten, dass ihnen unter dem Meldungsdruck von Umweltorganisationen, von Internet und populistischen Medien die Debatte über den Sinn von Pflanzenschutzmitteln entgleitet. Sie warnen vor einem "Rückfall in die Steinzeit".

Es geht in der öffentlichen Meinung nur um den Wirkstoff Glyphosat, den Umweltaktivisten jahrelang als Übel allen Pflanzenschutzes positioniert haben. Die EU muss spätestens im Oktober entscheiden, ob er über das Jahresende 2017 hinaus eingesetzt werden darf. Es könnte sich bei der Abstimmung ein Patt ergeben; die Genehmigung liefe aus.

84 Prozent gegen Glyphosat

Seit zwei Jahren werfen einander im Genehmigungsverfahren Vertreter von Umweltorganisationen, Wissenschaft und Agrarindustrie den Missbrauch von Studien vor. In Österreich ist die Stimmung besonders kritisch. 61% der Oberösterreicher befürworten ein Verbot von Glyphosat sehr, 23% ziemlich (Sora-Institut im Auftrag von Umweltlandesrat Rudi Anschober, 702 Befragte).

Vertreter von Landwirtschaft und Chemiewirtschaft befürchten, dass in der Folge aller chemische Pflanzenschutz verunmöglicht werde. Bei einer Tagung forderte jüngst Ernst Karpfinger, Präsident der Rübenbauern, die Diskussion von Experten, nicht von Populisten führen zu lassen. Sonst drohe "ein Rückfall in die Steinzeit des Ackerbaus". Es sei nicht gelungen, Pflanzenschutz als Sicherung der Lebensgrundlagen öffentlich positiv zu besetzen, sagt Christian Krumphuber, OÖ. Landwirtschaftskammer.

Heftig klagen Bauern darüber, dass sie beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln von Passanten aggressiv angegangen würden, obwohl sie zugelassene Produkte vorschriftsgemäß einsetzen würden. "Ein strenges Zulassungsverfahren ist Garant, dass nur geprüfte Pflanzenschutzmittel am Markt sind", sagt Landesrat Max Hiegelsberger: "Es ist eine unverantwortliche Angstmacherei, wenn populistisch vom Vergiften der Verbraucher und der Lebensgrundlage Boden gesprochen wird."

Die Alternative wäre flächendeckende Biolandwirtschaft. Das würde Ertragseinbußen und erhöhten Bodenbedarf bedeuten. Global betrachtet wäre es ohne lange Übergangsfristen nicht möglich, die Menschen zu ernähren. Umweltaktivisten nennen eine relativ einfache Lösung: Der Fleischkonsum müsse zurückgefahren werden; mit pflanzlichen Lebensmitteln ließen sich noch viel mehr Menschen ernähren.