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Lebensmittelsicherheit geht alle an, jetzt und auch in Zukunft“ – Internationaler Tages der Lebensmittelsicherheit 2020

„Die Lebensmittelsicherheit gehört zum Tagesgeschäft der EFSA, allerdings muss sich jeder Einzelne jetzt und auch in Zukunft damit befassen, wenn wir die Folgen des Klimawandels begrenzen und nachhaltige globale Lebensmittelsysteme zum Nutzen der Verbraucher, Erzeuger und Natur aufbauen wollen“, so Bernhard Url, Geschäftsführender Direktor der EFSA.

Die Verantwortung für die Lebensmittelsicherheit ist auf viele Schultern verteilt, weshalb die EFSA den zweiten Internationalen Tages der Lebensmittelsicherheit (World Food Safety Day) am 7. Juni 2020 gemeinsam mit ihren nationalen, europäischen und internationalen Partnern begeht, etwa den Sponsoren der UN-Veranstaltung: dem Codex Alimentarius, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Wir sind in unseren Bemühungen vereint, das Bewusstsein für dieses essenzielle Thema zu schärfen und Anregungen für Maßnahmen zu geben, die zur Vorbeugung, Aufdeckung und zum Umgang mit gesundheitlichen Risiken durch Lebensmittel beitragen, um die Lebensmittelsicherheit, die menschliche Gesundheit, den wirtschaftlichen Wohlstand, die Landwirtschaft, den Marktzugang, den Tourismus und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Die Lebensmittelsicherheit wird oft als selbstverständlich angesehen. Obwohl sich 40 % aller Europäer für das Thema interessieren, sieht es nur jeder Fünfte als sein Hauptkriterium beim Lebensmitteleinkauf. Das Thema erhält häufig erst dann Aufmerksamkeit, wenn Lebensmittelvergiftungen auftreten. Unsichere Nahrungsmittel, die schädliche Bakterien, Viren, Parasiten oder chemische Stoffe enthalten können, verursachen über 200 Krankheiten – von Durchfall bis hin zu Krebs.

Bernhard URL, Geschäftsführender Direktor der EFSA, erklärt: „Am Internationalen Tag der Lebensmittelsicherheit 2020 möchten wir drei wichtige Aspekte des Lebensmittelsicherheitssystems der EU in den Fokus rücken: die Umsetzung des Konzepts ‚Eine Gesundheit‘, nachhaltige Lebensmittelsysteme und die gemeinsame Verantwortung für die Lebensmittelsicherheit.

Dies sind wichtige Merkmale des Lebensmittelsicherheitssystems der EU, bei dem europäische und nationale Organisationen gemeinsam mit den zahlreichen Interessenträgern der EFSA dafür sorgen, dass die europäischen Standards in den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Tierwohl und Tiergesundheit sowie Umweltschutz zu den höchsten der Welt gehören.“

  • Kurzinfo: Wussten Sie, dass Lebensmittelhygiene (68 %) und Tiergesundheit (65 %) zu den Themen der Lebensmittelsicherheit zählen, mit denen die Bürgerinnen und Bürger der EU am meisten vertraut sind?

Dem Konzept „Eine Gesundheit“ liegt die enge Verknüpfung von menschlicher Gesundheit mit der Gesundheit von Tieren und der Umwelt zugrunde. Letztendlich wirken sich kranke Tiere und Umweltschäden auch auf die Lebensmittelsicherheit und damit die Gesundheit der Bevölkerung aus.

„Die COVID-19-Pandemie kann aktuell als Mahnung für die Gefahren von Krankheitserregern und die Bedeutung einer guten Hygienepraxis angesehen werden“, betont Bernhard Url. „Auch wenn Lebensmittel nicht die Quelle für COVID-19 oder einer ihrer Übertragungswege sind, macht die derzeitige Notsituation nur allzu deutlich, wie sich derartige Krankheiten auf die öffentliche Gesundheit und das sozioökonomische Wohlergehen auswirken können.“

Ein weiterer Bereich, der zur Sorge Anlass gibt, ist der zunehmende Trend zur Antibiotikaresistenz. Der Europäischen Kommission zufolge ist Antibiotikaresistenz für schätzungsweise 33 000 Todesfälle pro Jahr in der EU verantwortlich und kostet die EU jährlich 1,5 Mrd. EUR im Gesundheitswesen und durch Produktivitätsverluste.

EU-Agenturen wie die EFSA, das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) sind gemeinsam mit der Kommission und den Partnern in den Mitgliedstaaten mit der Umsetzung des Konzepts „Eine Gesundheit“ in der EU befasst. Die Früherkennung und Überwachung werden auf diese Weise gestärkt, um der Bedrohung durch antibiotikaresistente Zoonosen und pathogene Keime entgegenzuwirken, die durch kontaminierte Böden oder verunreinigtes Wasser auf Obst und Gemüse oder in Lebensmittel tierischen Ursprungs gelangen.

  • Kurzinfo: Drei der häufigsten Bedenken von Bürgerinnen und Bürgern der EU bezüglich der Sicherheit von Lebensmitteln betreffen den missbräuchlichen Medikamenteneinsatz bei Nutztieren (44 %), Pestizidrückstände in Lebensmitteln (39 %) und Umweltschadstoffe (37 %).

Unsere Lebensmittel stammen aus Böden, Flüssen und Meeren, weshalb es unerlässlich ist, dass wir Land, Luft und Wasser rein und lebenstauglich erhalten. Die Europäische Kommission hat kürzlich die neue EU-Strategie „Vom Erzeuger zum Verbraucher“ auf den Weg gebracht, die die Erzeugung und den Verzehr von Lebensmitteln als zentrale Punkte im europäischen Grünen Deal verankert, um die Lebensmittelsysteme gerecht, gesund und umweltfreundlich zu gestalten.

Einer von mehreren wichtigen, neuen Vorschlägen zur Lebensmittelerzeugung in der Landwirtschaft ist die Senkung des Einsatzes von Pestiziden. In der EU ist der Einsatz von Pestiziden streng geregelt, und die darin enthaltenen Substanzen werden hinsichtlich ihrer Folgen für die Gesundheit und Artenvielfalt geprüft. Diese Prüfungen werden regelmäßig wiederholt, um sicherzustellen, dass die jeweils neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse Anwendung finden.

Auch der Klimawandel hat Auswirkungen auf unsere Ökosysteme, mit Folgen für die Lebensmittelsicherheit und unsere Nahrung. Ein Frühwarnsystem zu den verschiedenen Risiken, die der Klimawandel mit sich bringt oder verstärkt – etwa neu auftretende Pflanzenschädlinge, Biotoxine oder Krankheitserreger – ist für den Schutz unserer Nahrungsmittelversorgung und unserer Umwelt von entscheidender Bedeutung. Ferner können Unterschiede bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit die Bodenqualität und damit den Nährwert von Nahrungspflanzen beeinflussen.

Die Sicherheit der Lebensmittelkette hängt auch davon ab, wie wir Tiere und vor allem Nutztiere behandeln, die der Lebensmittelgewinnung dienen. Stressfaktoren und unzureichende Haltungsbedingungen können Krankheiten bei Tieren fördern. Aus diesem Grund hat die EU Standards für den Tierschutz eingeführt, die zu den besten der Welt gehören.

Die EFSA arbeitet zusammen mit ihren europäischen und nationalen Partnern an der Bereitstellung sicherer und nachhaltiger Lebensmittel, die den Verbrauchern die Aufnahme der Nährwerte garantiert, die erforderlich sind, um die menschliche Gesundheit und Entwicklung auf lange Sicht zu fördern.

  • Kurzinfo: Was die Aufklärung über Gefahren durch den Verzehr von Lebensmitteln angeht, vertrauen die Europäer vor allem Wissenschaftlern (82 %) und Verbraucherverbänden (79 %), gefolgt von Landwirten (69 %), nationalen Behörden (60 %), EU-Einrichtungen (58 %) und Nichtregierungsorganisationen (56 %).

Die Zusammenarbeit zählt zu den Themen, die Bernhard Url am meisten am Herzen liegen. Er sagt in diesem Zusammenhang: „Es besteht kein Zweifel, dass die Lebensmittelsicherheit in Europa eine gemeinsame Aufgabe darstellt. Die diesbezügliche Zusammenarbeit erleichtert nicht nur die Arbeitsteilung und die gemeinsame Nutzung notwendiger Ressourcen, sie schafft zudem ein Netzwerk für die Weitergabe von Informationen und bewährten Verfahren, damit alle Menschen in Europa vom EU-System profitieren können.“

Beispielsweise lassen sich durch eine gute Hygienepraxis in den Sektoren Lebensmittel und Landwirtschaft die Entstehung und Verbreitung lebensmittelbedingter Erkrankungen reduzieren. Verbrauchern hilft die Aufklärung über die Sicherheit von Lebensmitteln, fundierte und gesundheitsfördernde Entscheidungen zu treffen und sich für die Versorgung mit sicheren Nahrungsmitteln einzusetzen.

Den Rahmen dafür bilden die wissenschaftlichen Ratschläge der EFSA und der Mitgliedstaaten, die mit politischen Entscheidungsträgern und Menschen aus der Praxis zusammenarbeiten, um eine solide wissenschaftliche Grundlage für die Entscheidungsfindung und Beratung im Bereich der Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.

Bernhard Url führt weiter aus: „Wenn wir unsere Zusammenarbeit mit den europäischen Organen und Einrichtungen, unseren nationalen und internationalen Partnern und all unseren zahlreichen Interessenträgern – von Wissenschaftlern und Verbrauchern bis hin zu Lebensmittelherstellern und zivilgesellschaftlichen Organisationen – noch mehr verstärken, können wir auch weiterhin Lebensmittel bieten, die nicht nur sicher, sondern für Europa auch nachhaltiger sind, und zwar jetzt und auch in Zukunft.“