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Warum Bioanbau das Klima nicht rettet

Umweltorganisationen wie Greenpeace verlangen eine Ausweitung der Bioflächen zur CO2-Reduktion.

Die Landwirtschaft trägt zum Klimawandel bei. Eine Umverteilung der Förderungen zur biologischen Landwirtschaft wäre nur durch Kürzungen der Subventionen beim konventionellen Anbau möglich.

In welchem Ausmaß ist die österreichische  Landwirtschaft für den Klimawandel verantwortlich?

Rund ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen kommen von der Landwirtschaft. In Österreich sind es laut Umweltbundesamt 8,1 Prozent.

Laut Umweltorganisationen sind die CO2-Emissionen der heimischen Landwirtschaft doppelt so hoch. Wie ist das möglich?

Bei der Produktion von Tierfutter, wie etwa Soja, entstehen CO2-Emissionen. Da ein beträchtlicher Teil des Sojas von Südamerika nach Europa exportiert wird, werden diese Emissionen zwei Mal gezählt. Einmal bei der Ökobilanz der südamerikanischen Staaten und ein zweites Mal bei der Ökobilanz der heimischen Landwirtschaft.

Warum soll der Fleischkonsums reduziert werden?

Bei der Produktion von Fleisch entstehen deutlich mehr CO2-Emissionen als bei Gemüse. Das gilt vor allem für Rindfleisch. Bei Schweinefleisch und Geflügel betragen die Emissionen in etwa ein Viertel von Rindfleisch. In Österreich wird vor allem Schweinefleisch (61 Prozent) gegessen. Es folgen Rindfleisch (18 Prozent) und Geflügel (17 Prozent). Die Welternährungsorganisation geht davon aus, dass wegen der steigenden Weltbevölkerung die weltweite Nachfrage nach Nahrungsmitteln sowie der weltweite Fleischkonsum deutlich steigen werden. Es müssen daher deutlich mehr Nahrungsmittel produziert werden.

Wie kann das gelingen?

Die deutsche Wochenzeitung Die Zeit zitiert dazu den britischen Agrarökonomen Keith Jaggard. In den Entwicklungsländern könnten durch neue Pflanzenzüchtungen, verbesserte Düngung und verbesserten Pflanzenschutz mit geringen Investitionen deutlich bessere Erträge erzielt werden.

Hilft die Umstellung auf Biolandwirtschaft bei der Reduktion der CO2-Emissionen?

Nein. Laut Angaben der Bioverbände fallen in der Biolandwirtschaft um 25 Prozent weniger CO2-Emissionen an als in der konventionellen Landwirtschaft. Allerdings sind die Erträge deutlich geringer. Um die Lebensmittelversorgung sicherzustellen, müssten bei mehr Bio die Flächen für die Landwirtschaft deutlich ausgeweitet oder die Lebensmittelimporte erhöht werden.

Was bedeutet das in der Praxis?

Bei Biokartoffeln etwa betragen die Ertragseinbußen verglichen mit konventionell angebauten Kartoffeln fast 50 Prozent. Dazu kommt ein hohes Ernte-Ausfallrisiko. Heuer wurde ein beträchtlicher Teil der Biokartoffeln von Schädlingen vernichtet. Daher mussten mehr Kartoffeln aus dem Ausland wie etwa Ägypten importiert werden. Das bedeutet lange Transportwege und umweltschädigende Produktionsbedingungen im Ausland.

Ist es sinnvoll, die Ausweitung der Bioflächen gesetzlich vorzuschreiben und öffentliche Institutionen zu verpflichten, einen Großteil der Lebensmittel bei heimischen Biobauern zu kaufen?

Nein. Die Zeiten mit planwirtschaftlichen Vorgaben für Produktion und Absatz im Agrarbereich sind schon länger vorbei. Außerdem bekommen Biobauern bis zu 50 Prozent mehr Förderungen als konventionelle Bauern. Da es nicht mehr Geld geben wird, müsste man die Förderung für die konventionelle Landwirtschaft kürzen.

Ist die Kritik an der EU-Agrarpolitik berechtigt?

Ja. Kürzlich hat die EU-Kommission mit Mercosur-Staaten wie Argentinien ein Freihandelsabkommen ausverhandelt, das für höhere CO2-Emissionen im Agrarbereich in Südamerika sorgen wird.

Was kann die Bundesregierung tun?

Die EU hat eine gemeinsame Agrarpolitik. Die Grundlagen werden in Brüssel beschlossen. Die Bundesregierung hat bei der Umsetzung einen gewissen Spielraum

Kurier 13.08.2019