Historisches

 

Die Geschichte der ÖAIP

 

Als die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Pflanzenschutz 1959 von Prof. Dr. Ferdinand Beran gegründet wurde, kannte man den Ausdruck „integriert“ noch wenig und hatte diesen auch nicht in Verwendung, weil in der Nachkriegszeit die Zurverfügungstellung von Nahrungsmitteln in einem noch aufstrebenden Österreich oberste Priorität hatte.

Als Lebensmittelimportland war es wichtig, die Produktion zu steigern, um eine volkswirtschaftlich bedeutende Unabhängigkeit zu erlagen und um auch die Handelsbilanz zu verbessern. Jede Volkswirtschaft hat das Bestreben, die Grundbedürfnisse seiner Bevölkerung selber abzudecken und die Nahrungsmittelproduktion ist dabei neben dem Trinkwasser das Wichtigste. In dieser Zeit wurden alle möglichen Flächen zu Ackerflächen adaptiert, es wurden Felder trockengelegt und sogar Teiche abgeleitet um die Produktion zu steigern, einhergehend mit einer technischen Revolution.

Diese machte auch nicht Halt vor dem Pflanzenschutz. Mittel wie DDT oder E605 wurde zwar anfänglich noch im großen Stil angewendet, nach dem Erkennen der Problematik aber schnell wieder verbannt und durch modernere, unbedenklichere Produkte ersetzt. Die chemische Industrie hat die Pflanzenschutzmittel stetig weiter entwickelt und neue Präparate auf dem Markt eingeführt, sodass der derzeitige Standard erreicht werden konnte.
Die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse hat im letzten halben Jahrhundert, also im Bestandszeitraum der ÖAIP, nichts an Bedeutung verloren. War in der Gründungszeit die Nahrungsmittelproduktion vorrangig, gehen heute 30 % der landwirtschaftlichen Produktion in die Lebensmittel – und 30 % in die Futtermittelverarbeitung. Weitere 30 % werden als biogene Rohstoffe verwertet und 10 % für Hobbytiere. Bedenkt man, dass in Österreich täglich 15 – 25 ha wertvoller Ackerboden dauerhaft versiegelt wird, also rund 6000 ha im Jahr, und für die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte ausfällt, muss zwangsläufig eine Steigerung auf den Restflächen erfolgen, wozu qualifizierter Pflanzenschutz unumgänglich ist. Höhere Qualitätsstandards werden in regelmäßigen Anständen gefordert und eingeführt. Diese zu erreichen ist Vorraussetzung für den Verkauf eines Erzeugnisses. Neben den Sorten und einer optimierten Düngung ist die Erreichung dieser ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht realisierbar. Selbst im Biolandbau ist Pflanzenschutz nicht vermeidbar, es werden aber Biopestizide, Nützlinge und Substanzen wie Kupfer oder Schwefel eingesetzt, um die Ernte nicht zu verlieren.

Will man hinkünftig neben der Selbstversorgung mit Nahrungs– und Futtermitteln auch eine steigende und notwendige Menge an nachwachsende Rohstoffen zur Verfügung haben, ist eine wachsende Bedeutung des Pflanzenschutzes wohl kaum weg zu diskutieren. Die geforderten Umweltstandards sind lösbar und stellen eine Herausforderung dar, ebenso die Reduktion an einzusetzenden Wirkstoffe und deren Mengen. Gesunde Lebens– und Futtermitteln sollen und müssen unser gemeinsames Ziel sein und deren Erzeugung muss auch hinkünftig möglich sein. Das ist die Aufgabe und Berufung unsere Landwirte und dabei haben wir sie als unsere Partner nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen.

Autor: Dipl.-Ing. Dr. Josef Rosner
Vizepräsident ÖAIP

 

Die Ö.A.I.P. hat es sich zur vornehmlichen Aufgabe gemacht, Land- und Forstwirte über die neuesten Trends im Bereich des integrierten Pflanzenschutzes sowohl im sachkundlichen, als auch im technischen Bereich zu informieren. Um rascher auf die Neuerungen und Vorgaben reagieren zu können, sind die beiden Neuauflagen der Handbücher im Internet, respektive auf CD erschienen.

Wie in den anderen Industriestaaten, nimmt der Anteil der landwirtschaftlichen Bevölkerung auch in Österreich ständig ab. Im Jahre 1960 machte er in Österreich noch rund 30 Prozent aus, inzwischen ist er auf zirka 5 Prozent abgesunken. Das heißt, dass immer weniger Landwirte immer mehr Personen aus den anderen Schichten der Bevölkerung versorgen müssen. Produzierte ein Bauer 1950 Nahrungsmittel für zehn Mitmenschen, so macht er dies heute für rund 125 Mitmenschen.
Gleichzeitig sind die Ausgaben für die Nahrungsmittel von 1950 bis heute von rund 43 Prozent des Haushaltseinkommens auf etwa 12 Prozent gesunken. Wenn die Menschen in den Industriestaaten heute nicht hungern, – im Gegenteil, landwirtschaftliche Erzeugnisse zu günstigen Preisen im Überfluss angeboten bekommen, – so ist dies auf die Tatsache zurückzuühren, dass sich die Landwirtschaft moderner Methoden und Hilfsmittel bedient. Zu diesen Hilfsmitteln zählen auch die chemischen Pflanzenschutzmittel.
Nur zu leicht könnte sich aber die Situation ändern, wenn in Zukunft landwirtschaftliche Produkte immer mehr zur Energiegewinnung (Biosprit usw.) herangezogen werden. Dies ist auch einer der Gründe, warum die Preise für Weizen seit 2002 weltweit um zirka 200 Prozent, die für Reis um 75 Prozent gestiegen sind. In Pressemeldungen wurde in jüngster Zeit darauf hingewiesen, dass es in manchen Ländern bereits zu Unruhen durch eine Knappheit an Lebensmitteln gekommen ist.
Verschärft wird die Situation noch durch die Tatsache, dass die landwirtschaftliche Nutzfläche weltweit zugunsten der Urbanisierung und Industrialisierung abnimmt. Gleichzeitig steigt mit zunehmendem Wohlstand der Fleischkonsum. Für die Erzeugung von 1 kg Rindfleisch werden 7 kg Getreide, für 1 kg Schweinefleisch 3 kg Getreide benötigt! Auch in Österreich ist eine Verteuerung der Nahrungsmittel klar erkennbar.

Obwohl die chemischen Pflanzenschutzmittel zu den am besten geprüften chemischen Stoffen hinsichtlich der menschlichen Gesundheit und ihrem Verhalten in der Umwelt zählen, erweckt ihre Verwendung bei vielen Menschen ein Unbehagen. In der Tat können chemische Pflanzenschutzmittel, wenn sie unsachgemäß verwendet werden, auch negative Einflüsse auf die Gesundheit der Menschen und ihrer Umwelt haben. Aufgabe der Landwirtschaft ist es aber, die Menschen ausreichend mit einwandfreien Nahrungsmitteln zu versorgen und gleichzeitig eine gesunde Umwelt zu erhalten. Daher ist es notwendig, dass die Land- und Forstwirte mit chemischen Pflanzenschutzmitteln sachkundig umgehen. Mit dieser dritten Auflage des „Handbuchs für den Sachkundenachweis im Pflanzenschutz“ versucht die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für integrierten Pflanzenschutz den Land- und Forstwirten die erforderlichen Kenntnisse dazu zu vermitteln.

Autor: Prof. Dipl.-Ing. Dr. Richard Szith